Gemeinschaftpraxis
Dr. med. Ulrich Finke, Dr. med. Christina Scholz und Dr. med. Tim Rieger
Ärzte für Kinder- und Jugendmedizin
Informationen
Ernährung: 1.-4. Monat
Empfehlung des ausschließlichen Stillens für die ersten 4 Monate. Wenn Stillen nicht oder nicht ausreichend möglich ist, empfehlen wir die Gabe von „Pre-Nahrung“, weil sie der Muttermilch bestmöglich angepasst ist. Wenn in der Familie allergische Erkrankungen vorkommen, wird zu einer hypoallergenen Säuglingsnahrung (HA-Nahrung) geraten. Eine alternative Anfangsnahrung auf Sojabasis oder Ersatznahrung aus tierischer Quelle ( Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch) werden von den ernährungswissenschaftlichen Gesellschaften als nicht empfehlenswert eingestuft.
Ernährung: ab 5.-7. Monat
Empfehlung der Einführung von Beikost im Alter von 4 bis spätestens 6 Monaten. Es gibt Hinweise darauf, dass eine frühe Beikosteinführung („unter dem Schutz der Muttermilch“) eine frühe „Nahrungstoleranz“ bewirkt, da der Darm so als wichtiges Immunorgan früh mit Fremdallergenen in Kontakt kommt und sich daran gewöhnt. Auch gibt es kein generelles Verbot mehr für bestimmte Nahrungsmittel. Im Gegenteil sollen bestimmte potentielle Nahrungsmittelallergene wie Weizen (Gluten), Kuhmilch, Hühnerei, Fisch, Nuss und Soja eingeführt werden. Ab dem 2. Lebenshalbjahr empfehlen wir zweimal pro Tag in den Getreidebreien Kuhmilch (max. je 150-200 ml) zu verwenden. Fisch sollte 1-2x pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Fettere Fischsorten wie Lachs, Makrele und Hering enthalten mehr Vitamin D und sind nebenbei auch wichtige Jodlieferanten. Das Hühnerei sollte in hocherhitzter Form verabreicht werden, kein Spiegel-oder Rührei, kein weichgekochtes Frühstücksei, aber ein hartgekochtes oder im Aufauf verarbeitetes Ei sind erlaubt. Nuss kann beispielsweise in Form von Mandelmus verabreicht werden.
Ernährung: 5. Lebensmonat
Beginn mit Gemüse-Kartoffel-Fleischbrei als Mittagsmahlzeit. Zunächst der Einstieg mit Gemüse (z.B. Karotten, Fenchel, Pastinake) im Gläschen (im Einkauf „ab 4. Monat“) (bitte auch bei gekauften Gläschen 2 TL Rapsöl hinzufügen) oder selbstgekocht mit Rapsöl und Orangensaft püriert (Rezepte im Internet). Die ersten 3 Tage nur löffelweise, um den Darm vorsichtig an die feste Kost zu gewöhnen. Hier gibt es kein zeitliches Schema des Kostaufbaus. Manche Babys akzeptieren sehr schnell die Löffelmahlzeit, andere brauchen etwas länger. Wenn eine volle Mahlzeit aufgebaut wurde, beginnen Sie mit einem Kartoffel/Möhrenbrei, dann Kartoffel/Gemüse/Fleisch. Sie können alle Sorten Gemüse verwenden. Denken Sie daran, dass Kohlsorten deutlich mehr Blähungen verursachen können. Das Fleisch als Haupteisenträger sollte mindestens 2-3mal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Der Eisengehalt nimmt vom Rind über das Schweinefleisch bis zum Geflügel ab.
Ernährung: 6. Lebensmonat
Beginn mit Milch-Getreide-Obstbrei als Abendmahlzeit. Getreide in Form von Schmelz-/Reisflocken, Dinkel, Grieß- oder Vollkornbrei kann mit Milch angemischt werden, dazu püriertes Obst. Fertigbreie wie „Gute Nacht Brei“, „Keks-Bananenbrei“ oder ähnliches haben in der Säuglingsernährung nichts zu suchen. Sie enthalten oft versteckten Zucker und dienen nur dem Kommerz!
Ernährung: 7. Lebensmonat
Frühstücksbrei als Milch-Getreide-Obstbrei. Im Grunde können Sie den gleichen Brei wie zur Abendmahlzeit verwenden. Der Anteil an Obst kann variiert werden, ebenso kann statt Milch auch Wasser verwendet werden.
Als Zwischenmahlzeit Obstbreie verwendbar, zum Trinken empfehlen wir neben der Milch ausschließlich Wasser und ungesüßten Tee (Vorsicht bei sogenannten Babytees, oft versteckter Zucker, außerdem sind Teebeutel kostengünstiger!).
Ernährung: ab 10.-12. Monat
Zum Ende des 1. Lebensjahres kann Ihr Kind mit dem Essen von Brot beginnen und die Mahlzeiten am Tisch mit den Eltern einnehmen. Das Trinken über Sauger sollte spätestens zum 1. Geburtstag beendet werden. Benutzen Sie Trinkbecher mit entsprechenden Aufsätzen!
Führen Sie noch die Vitamin D/Fluorprophylaxe bis zum 2. Geburtstag fort!
Ernährung: ab 2. Lebensjahr
Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung. Wir empfehlen als Getränke Wasser und ungesüßten Tee. Es gibt keine Mindestmenge oder Obergrenze bei der Flüssigkeitszufuhr. Bei Wenigtrinkern kann die Beurteilung der Windelfüllung hilfreich sein. Ein gesundes Kind kann so viel trinken, wie es möchte. Das Durstgefühl ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Vorsicht nur beim Genusstrinken (oder zur Beruhigung) von Säften, Kakao, Softdrinks (Cola, Fanta, Eistee etc.)!!! Die Grundlage unserer Ernährung bildet Getreide (Reis, Brot; Teigwaren wie Nudeln, Kartoffeln). Dazu empfehlen wir Gemüse und Obst („five a day“, d.h. 5 Portionen (faustgroß) über den Tag verteilt. Je weniger das Gemüse/Obst verarbeitet ist, umso mehr Vitamine und Ballaststoffe enthält die Nahrung. Zusätzlich sollte 2-3mal pro Woche Fisch (Vitamin D) bzw. Fleisch (Eisen) angeboten werden. Auch Milch bzw. Milchprodukte (Jogurt, Quark, Käse) sollten täglich auf dem Speiseplan stehen, da es sich um einen Calciumlieferanten handelt, was besonders für das Knochenwachstum wichtig ist. Fette und Süßigkeiten sollten nur in Maßen konsumiert werden.
Bei Kindern im Vorschulalter lässt der Appetit häufig deutlich nach. In dieser Zeit sind auch bei manchen gesunden Kindern Gewichtsstillstände über Monate nicht ungewöhnlich. Bei sonst gesunden und vitalen Kindern kann in der Regel zugewartet werden. Wichtig ist zunächst, das Kind nicht zum Essen zu drängen und darauf zu achten, dass das Wenige zu den Mahlzeiten und nicht zwischendurch gegessen wird. Auch sollte der Nachtisch deutlich kleiner als die Hauptmahlzeit ausfallen.
Denken Sie immer daran: Sie erfüllen eine Vorbildfunktion für Ihr Kind. Ihr Kind wird nur das essen, was Sie auf dem Tisch haben und was es probieren darf. Der Geschmack entwickelt sich mit der Zeit.
Verstopfung
Verstopfung besteht nicht erst bei ausbleibendem Stuhlgang, sondern auch schon bei anhaltender Erschwernis oder unvollständigen Entleerungen des Darmes. Bei wiederholten Bauchschmerzen und weniger als fünf Stuhlentleerungen pro Woche ist dieses Problem ziemlich wahrscheinlich. Manchmal werden auch hiermit abwechselnd auftretende Durchfälle oder ein häufiger Toilettengang beobachtet. Eindeutig unnormal ist in jedem Fall unkontrollierter Stuhlabgang beginnend mit streifigen Verschmierungen in der Unterhose. Im Gegensatz dazu sind mehrtägige Stuhlpausen bei jungen Säuglingen normal, solange sie noch keine Beikost erhalten. Ist eine Verstopfung eingetreten, sollte mit stuhlaufweichenden Substanzen wie Lactulose oder Macrogol behandelt werden, eine Diät hat nur unterstützenden Charakter. Wenn nötig, kann ein Einlauf (Klysma) sofortige Hilfe bringen, was aber bei über zweijährigen Kindern zu nennenswerten Abwehrreaktionen führen kann und dann nur im Notfall angewendet werden sollte. Um gar nicht erst in diese Situation zu kommen, sollten Sie frühzeitig einen Termin mit uns vereinbaren.Weitergehende Information finden Sie bei Bedarf auf der Webseite der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V..
Durchfallerkrankungen
Durchfallerkrankungen gefährden insbesondere bei länger anhaltendem Erbrechen v.a. Säuglinge und Kleinkinder durch Flüssigkeits- und Salzverlust. Versuchen Sie durch frühzeitige Gabe von Tee mit Traubenzucker (5g pro 100 ml) entgegen zu wirken. Noch besser ist das Trinken von Elektrolylösung (z. B. "Oralpädon"), ggf. in häufigen kleinen Portionen. Nachfolgend soll baldmöglichst wieder leicht verdauliche Nahrung gegeben werden. Beginnen Sie mit der Gabe von Zwieback, Toast, Weißbrot, Brötchen, Salzstangen oder Brezeln (letztere mit reduziertem Salzanteil), Kartoffelbrei, Wasserreis, Nudelsuppe, zerkochten Karotten und zerdrückten Bananen. Nach Stabilisierung der Magentätigkeit (kein Brechreiz, beg. Appetit) kann zügig auf (gut verträgliche!) normale altersentsprechende Kost (auch Milch und Joghurt) übergegangen werden. Bei wieder eintretendem Erbrechen geht es zurück auf die Gabe von Elektrolytlösung oder Tee mit den o. g. komplexen Kohlenhydraten (Stärke als Energieträger). Bei Bauchschmerzen oder Völlegefühl sollte noch einige Tage auf Gebratenes und Süßspeisen verzichtet werden.